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MITTELSTAND IN DEUTSCHLAND - BLOG
Trump’s neuer Protektionismus – Gewinner und Verlierer
Autor: Patrice Kaiser, Produkt- und Vertriebsmanager der MERKUR BANK
Datum: 07.05.2018
Kategorie: Wirtschaft & Recht
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Mittlerweile, zwei Monate nach der Ankündigung von Donald Trump, Strafzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe zu verhängen, werden die ersten Folgen für die Weltwirtschaft sichtbar. Der Aufwärtstrend  der Aktienmärkte in Europa, der USA und China endetet abrupt. Konjunkturindikatoren wie der ifo-Geschäftsklima-Index verschlechterten sich seit langem zum ersten Mal.

Die Entwicklung ist Ausdruck der großen Unsicherheit der wirtschaftlichen Akteure von der EZB bis hin zum Unternehmenslenker. Eskaliert der Zollstreit weiter? Gibt es eine Spirale gegenseitiger Strafzölle? Gibt es einen politischen Willen, die mitunter berechtigten Forderungen nach fairem Handel zu erfüllen? Die Ereignisse der letzten Tage machen wenig Hoffnung. Die Besuche von Macron und Merkel in Washington verliefen weitestgehend ergebnislos. Erst im letzten Moment verlängerte Trump die Ausnahmeregelungen für die EU, Mexiko und Kanada, allerdings nur um einen Monat.

Im Wahlkampf zu den anstehenden US-Parlamentswahlen im November, droht das Thema zu einem politischen Spielball zu werden. Regelmäßige Eskalationen zur Stimmungsmache mit folgenden Rückziehern und kurzfristigen Verlängerungen der Ausnahmeregelungen könnten uns noch bis in den Herbst begleiten. So erreicht Trump einerseits Aufmerksamkeit, verhindert aber etwaige Gegenzölle der EU, die Kandidaten seiner Partei als belastend wahrnehmen. Für die weitere Börsenentwicklung sind das keine guten Aussichten. Eine Hängepartie bis in den Herbst würde den jährlichen Frühjahrsaufschwung genauso bremsen wie eine Jahresendrally, denn nichts hassen Börsianer und Unternehmer mehr als politische Unsicherheit.   

Offensichtlich ist, dass besonders Unternehmen durch den Zollstreit belastet werden, die in die USA exportieren. Dazu zählen natürlich zuerst die europäischen Stahlproduzenten wie ThyssenKrupp oder Klöckner.  Ihre Lieferungen in die USA werden  kaum zurückgehen. Denn sie exportieren überwiegend Aluminium und Stahl in Speziallegierungen, die in den USA dringend benötigt werden. Dafür belasten die frei werden Kapazitäten in China und damit steigende Importe von Billigstahl den Absatz in Europa mit normalen Stahl.

Auch die deutsche und europäische Automobilindustrie kann von Strafzöllen hart getroffen werden. Zur Fairness dazu gehört, jedoch zu sagen, dass Automobilimporte nach Europa aktuell mit einem Einfuhrzoll von 10% belegt sind, während die USA nur 2,5% verlangt.

Ebenfalls zu den Verlierern zählen die auf den weltweiten Transport spezialisierte Logistikunternehmen und Reedereien. Nachdem China seinerseits im April Gegenzölle auf US-Agrar-Importe verhängte, mussten bereits mehrere Schiffe samt Ladung in Drittländer umgeleitet werden. Ein Rückgang der Exporte führt automatisch zu einem Rückgang der See-Transporte und damit der im vergangenen Jahr gerade wieder leicht angestiegenen Frachtraten. Keine guten Aussichten für Investoren in Schiffsbeteiligungen. 

Nichtsdestotrotz gibt es nicht nur Verlierer im Handelsstreit. Es profitieren die europäischen Unternehmen, deren Produktangebote in Europa einen deutlichen Preis- und Imagegewinn durch mögliche Zölle und den öffentlichen Zoll-Streit erzielen. Wer kauft schon gerne teure amerikanische Produkte mit dem von Trump verpassten „Amerika-First“-Branding? Gewinner sind zuallererst Unternehmen, die Konsumgüter in Europa herstellen und vermarkten. Egal ob Nahrungsmittel (Afri-Cola statt Coca-Cola)  oder Luxusgüter  (schottischer Wiskey statt Bourbon), ein klug genutzter Imagevorteil kann steigende Absätze bringen. Auch Unternehmen der IT-Branche könnten profitieren. Wenn Sie es schaffen,  mit innovativen europäischen Lösungen die starke Dominanz amerikanischer Unternehmen.

Ein Beispiel für die Folgen der sehr unterschiedlichen Zukunftsaussichten ist die Entwicklung der Aktienkurse von ThyssenKrupp und LVMH.

ThyssenKrupp AG, LVMH Entwicklung in % seit 01.01.2018 bis 30.04.2018, Quelle: GIS Trader mit Daten der vwd

Für Anleger bedeutet die aktuelle Lage, noch genauer hinzuschauen. Potentielle Risiken durch politische Entscheidungen sollten bei der Auswahl von Anlagen berücksichtigt werden. Trotzdem bleiben Aktien auch im zweiten Halbjahr 2018 wesentlicher Teil der Vermögensanlage und ein potentieller Renditetreiber. Mehr Informationen liefert Ihnen gerne Ihr Anlageberater der MERKUR BANK.

Der Autor:

Patrice Kaiser, Vertriebs- und Produktmanager für Vermögensanlagen

Patrice Kaiser, 39 Jahre alt, Bankbetriebswirt, verantwortet seit 2011 die fachliche Seite des Anlagegeschäfts in der MERKUR BANK. Im Vordergrund seiner Arbeit steht, die Komplexität einer Vielzahl von Anlageformen und -strategien für den Kunden aufzulösen. Um die individuell beste Lösung bieten zu können, trifft er die Wertpapierauswahl an Hand quantitativer und qualitativer Kriterien. Sein Ziel: die Anlagen zu finden, die langfristig überdurchschnittlich gut abschneiden.

Rechtlicher Hinweis

Die geäußerten Meinungen stellen weder eine Beratung noch eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder anderen Anlageinstrumenten dar. Sämtliche Prognosen und Darstellung dienen ausschließlich der Information. Sie basieren auf öffentlich zugänglichen Informationsquellen, die wir als zuverlässig erachten und stellen keine Finanzanalyse im Sinne des WpHG dar. Vergangenheitswerte geben keinen Aufschluss über die mögliche Wertentwicklung in der Zukunft. Sie können zu Fehlentscheidungen bei möglichen Anlagen führen. Wir empfehlen Ihnen, den Rat eines Anlageberaters in Anspruch zu nehmen um zu prüfen, welche Anlagen für Ihre individuelle Situation zu empfehlen sind.  Für steuerliche Fragen mit Bezug zu Ihren Anlagen konsultieren Sie bitte Ihren Steuerberater.